Ist Kokosöl „das reine Gift“? — Mein Statement zum Vortrag von Frau Prof. Michels

In diesem Artikel geht es um das Video von Frau Prof. Michels. Du find­est es hier: https://www.youtube.com/watch?v=Mnc_aoN7lMM — (An Stelle 4:37 begin­nt der Teil zum Kokosöl!)

Kokosöl — Superfood — oder doch nicht!?

“Kokosöl ist das neue Super­food”, “es ist gesund für Haare, Haut, zum Abnehmen und um gesund zu bleiben”… diese und viele weit­ere Aus­sagen dominierten in den ver­gan­genen Jahren den Markt. Jed­er, der etwas auf seine Gesund­heit gibt, hat zu Hause ein Glas Kokosöl stehen.

Jet­zt kommt plöt­zlich eine Frau Pro­fes­sor Michels daherge­laufen und macht Aus­sagen wie:

  • „Kokosöl ist das reine Gift“
  • „Kokosöl führt zum sicheren Herztod“
  • „Kokosöl ver­stopfen die Herzkranzgefäße“
  • „Kokosöl ist gefährlich­er als Schweineschmalz“

Unfass­bar! Da ver­sucht man sich gesund zu ernähren und greift eben deshalb genau zu Kokosöl und dann soll es plöt­zlich das Todesurteil bedeuten!?

Was stimmt denn jetzt?

Schließlich warnt nicht irgend­je­mand vor dem Kokosöl, son­dern eine Frau Prof. Dr.!

Zunächst die Fakten:

Kokosöl hat einen sehr hohen Anteil an gesät­tigten Fettsäuren. Gesät­tigte Fettsäuren wer­den mit einem erhöht­en Cho­les­terin­spiegel, Bluthochdruck und Herz- Kreis­laufer­krankun­gen in Verbindung gebracht.

Warum wurde Kokosöl als in den ver­gan­genen Jahren den­noch so sehr gehypet?

Weil es sich trotz des hohen Anteils an gesät­tigten Fettsäuren maßge­blich von But­ter, Schweineschmalz und Co. unter­schei­det. Es enthält einen sehr hohen Anteil an mit­telket­ti­gen Fettsäuren (MCT-Fette) – unter anderem der Lau­rin­säure. Lau­rin­säure erhöht zwar tat­säch­lich den Cho­les­terin­spiegel, allerd­ings vor allem das gute HDL und NICHT das schlechte LDL. Der aktuelle Stand der Wis­senschaft besagt, dass es nicht wichtig ist, wie hoch das Gesamtc­ho­les­terin ist, son­dern wie das Ver­hält­nis HDL zu LDL ist. Der Quo­tient ist also entschei­dent! Je niedriger der Quo­tient, desto bess­er! (Er sollte bei gesun­den Men­schen 3,5 nicht über­schre­it­en). Die soge­nan­nten MCT-Fette wer­den anders ver­stof­fwech­selt und lagern sich nicht so schnell in Form von Fett im Kör­p­er an wie die langket­ti­gen, gesät­tigten Fettsäru­en (wie sie über­wiegend in Schweineschmalz und But­ter vorkommen).

Jetzt möchte ich im Einzelnen kurz zu den Aussagen von Frau Professor Michels eingehen:

Frau Prof. Michels: „Kokosöl ver­stopft die Herzkranzge­fäße – alles Feste geht direkt in die Herzaterien“

Sie begrün­det es damit, dass Kokosöl bei Zim­mertem­per­atur fest ist, wie alle anderen gesät­tigten, unge­sun­den Fette. Dass Kokosöl sich jet­zt in den Gefäßen ein­lagert, weil es bei Zim­mertem­per­atur fest ist, ist allerd­ings eine sehr selt­same Schlussfol­gerung! Kokosöl ist – wie andere unge­sunde gesät­tigte Fettsäuren – bei Zim­mertem­per­atur fest. Im Gegen­satz zu But­ter, Schmweineschmalz und Co. wird Kokosöl jedoch ab ein­er Tem­per­atur von etwa 25 Grad flüs­sig (wie einige diesen Som­mer sicher­lich fest­gestellt haben). Unsere Kör­pertem­per­atur liegt bekan­nter­maßen deut­lich über dieser Tem­per­atur, so dass Kokosöl mit Sicher­heit im Kör­p­er nicht plöt­zlich fest wird!

 

Frau Prof. Michels: „Kokosöl ist gefährlich­er als Schweineschmalz“

Ihre Begrün­dung: Es enthält einen sehr hohen Anteil von gesät­tigten Fettsäru­en und es sei bekan­nt, dass gesät­tigte Fettsäru­en unge­sund sind. Zudem enthalte Kokosöl nur sehr wenige mehrfach unsgesät­tigte Fettsäru­en (die als sehr gesund gelten).

Mein State­ment dazu: Sie geht nicht auf die mas­siv­en Unter­schiede zwis­chen mit­telket­ti­gen und langket­ti­gen Fet­täuren ein. Mit­telket­tige Fettsäuren (MCT-Fette) wer­den, wie bere­its weit­er oben erwäh­nt anders ver­stof­fwech­selt als langket­tige Fettsäru­en und wirken somit anders im Kör­p­er als die Fette aus zum Beispiel Schweineschmalz.

Dass Kokosöl wenige mehrfach ungesät­tigten Fettsäru­en enthält kri­tisiert Frau Pro­fes­sor Michels eben­falls. An dieser Stelle eine kurze Gegen­frage: Gibt es irgen­dein Lebens­mit­tel, dass alle Makro- und Mikro­nährstof­fen enthält? Nein! Nur weil Kokosöl keinen hohen Anteil an mehrfach ungesät­tigten Fettsäuren hat, bedeutet es jedoch nicht gle­ichzeit­ig, dass es unge­sund ist – Gemüse enthält auch nahezu keine ungesät­tigten Fettsäuren, ist es deshalb jet­zt auch unge­sund? Die Begrün­dung ist also ein weit­eres Mal ziem­lich absurd.

Nie­mand sollte sich auss­chließlich von Kokosöl ernähren noch auss­chließlich von Obst oder Gemüse – die Mis­chung macht´s!

Aus­sage Frau Prof. Michels: „Kokosöl ist das reine Gift“

Meine State­ment: Die Menge macht das Gift. Auch wer 200g Salz auf ein­mal ist, wird ein großes gesund­heitlich­es Prob­lem bekom­men! Man kann auch an ein­er Wasservergif­tung ster­ben. Die wenig­sten Men­schen dürften vorhaben jeden Tag einen Topf Kokosöl zu essen! Auch hier wieder gilt: Iss abwech­slungsre­ich und viel­seit­ig und Du musst dir um eine „Kokosölvergif­tung“ keine Gedanken machen!

Warum sollte Frau Prof. Michels solche drastischen Aussagen machen, wenn sie nicht stimmen? Sie ist schließlich Frau Professor!?

Ein kurz­er Hin­weis vor­weg: Frau Prof. Michels ist Gynäkolo­gin – vom Titel alleine kann man also keineswegs auf die Kom­pe­tenz auch in anderen Gebi­eten schließen!

Es gibt einige Gründe für ein solch­es Auftreten!

Zum einen wird man in der heuti­gen schnel­llebi­gen Onlinewelt nur gehört, wenn man aus der Rei­he tanzt und „Sen­sa­tion­sneuigkeit­en“ ver­bre­it­et! Wer extrem ist und extrem übertreibt, macht sich einen Namen und wird gehört! Der Durch­schnitt geht in der Masse unter!

Am aktuellen Beispiel der Beweis: Frau Prof. Michels geht in ihrem Vor­trag auf sehr viele „Super­foods“ wie brauner Zuck­er, Chi­asamen, Gojibeeren,… ein. Zu allem sagt sie etwas – auch Kri­tis­ches! Aber nur bei Kokosöl macht sie der­art drastis­che schwarz-weiß-Aus­sagen. Warum geht nun dieser Vor­trag im Inter­net viral? Wegen dem Kokosöl – der Rest vom Vor­trag ist nahezu uninteressant!

Frau Prof. Michels hat zwar offen­sichtlich keine eige­nen Pro­duk­te zu verkaufen, allerd­ings ver­schafft sie sich durch ihren Vor­trag Bekan­ntheit. Ver­mut­lich wird sie nun einige Inter­viewan­fra­gen bekom­men und in irgendwelchen Sendun­gen erscheinen. Damit hat sie sich eine gute zusät­zliche Geldquelle erschlossen – clever gemacht!

Mein Fazit zum Vortrag von Frau Prof. Michels:

Ein echt­es „Super­food“ gibt es nicht! (fast) jedes Lebens­mit­tel hat pos­i­tive, wie neg­a­tive Eigen­schaften. Vom einen kann und sollte man mehr essen, das andere nur in Maßen genießen. Viel mehr Gedanken sollte man sich machen, wenn man jeden Tag ein Brötchen aus Auszugsmehl (helles Mehl) mit ein­er dick­en Schicht But­ter und darüber eben­falls Nutel­la schmiert, sich von Pommes und Burg­er ernährt, regelmäßig zur Zigarette greift und sich wenig bewegt. Dann lebt man wesentlich gefährlich­er, als wenn man sich jeden Tag mit 10g Kokosöl sein Essen zubereitet!

Ich denke ich lehne mich nicht son­der­lich weit aus dem Fen­ster, wenn ich behaupte, dass jed­er, der diesen Artikel liest, weil er Sorge hat, dass er sich durch den Verzehr von Kokosöl schadet, sich gesün­der ernährt als 75% der Gesellschaft. Denn wer bish­er aus gesund­heitlichen Grün­den zu Kokosöl gegrif­f­en hat, der greift in der Regel auch über­durch­schnit­tlich häu­fig zu Obst, Gemüse und Co. Du wirst Dich bere­its länger mit gesun­der Ernährung beschäftigen!

Also: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wurde! Ich rate jedem immer dazu, sich abwech­slungsre­ich zu ernähren. Wech­sel eben­so die Fette ab: Mal Kokosöl, mal Rap­söl, an Salat Lein- und Olivenöl. Jedes Öl hat seine Daseins­berech­ti­gung! Iss viel Gemüse und Obst, verzichte auf große Men­gen stark ver­ar­beit­eter Lebens­mit­tel und iss das, was Dir schmeckt. Dazu regelmäßige Bewe­gung, dann musst Du Dir keine Sor­gen um den Verzehr von Kokosöl machen!

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